Aus welchem Status heraus kommunizierst du?

Bild: Unsplash / Mathilda Khoo
In der Kommunikation ist selten entscheidend, was A sagt, sondern was B versteht.
Wie oft habe ich das schon in Kommunikationstrainings vermittelt?! Das ist das kleine 1×1 des Sender-Empfänger-Modells. Und wie oft schlägt es mir in Teamcoachings immer wieder um die Ohren?!
Gerade in der letzten Woche gleich mehrmals hintereinander.
Im Teambuilding-Workshop eines Vorstandsteams: Die Vorsitzende meint, sich ständig rechtfertigen zu müssen, weil sie glaubt, „die anderen“ denken, sie mache das nicht gut genug. „Die anderen“ wiederum finden dieses sich-rechtfertigende Verhalten ein totales No-Go, denn als Vorsitzende sollte sie ein souverändes Standing beweisen und sich nicht dauernd selbst erklären. Sie trauen ihr durchaus zu, dass sie ihren Job gut macht. Warum versteht sie das nicht?
In der Teamsupervision mit Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen eines Frauenhauses: Eine neue Stelle soll geschaffen und besetzt werden. Der Vorstand tut alles, um das Team von Anfang an in dem Prozess mitzunehmen, lädt zu gemeinsamen moderierten Workshops ein, informiert, bittet um Rückfragen. Das Team wiederum macht dicht, versteht offenbar alles falsch, fühlt sich vor vollendete Tatsachen gestellt und nicht einbezogen. Daraus enstehen permanent Vorbehalte und Widerstände, die den gesamten Prozess ins Stocken bringen und das Miteiander belasten. Im Klärungsgspräch traut sich dann eine Mitarbeiterin zu sagen „wir sind davon ausgegangen, dass ihr uns nochmal fragt“ und „wir haben vermutet, dass, es so läuft wie in der Vergangenheit“. Blöd gelaufen, viel Nerven verbrannt und viel Beziehungsporzelllan zerschlagen, das zum Glück wieder gekittet werden konnte, weil sich in der Aussprache gezeigt hat, dass alle an einem Strang ziehen wollen.
Kennst Du das auch? Und was können wir daraus lernen?
Weniger denken, mehr miteinander sprechen! Weniger mutmaßen und stattdessen mehr nachfragen!
Denn: Menschen sind verschieden. Es ist eher ein Glücksfall, wenn ich auf ein Gegenüber treffe, das genauso tickt wie ich, mit dem ich mich blind verstehe.
Und: Die Haltung machts! Unterstelle ich unterschwellig von vornherein böse Absichten, dann kann in meiner Interpretation zwangsläufig nichts Gutes dabei herauskommen.
Alte Kamellen? Ja und Nein! Denn sie sind aktueller denn je. Wir müssen rauskommen aus unseren alten Mustern, wenn wir in der Kommunikation und im Miteinander endlich auf eine andere Ebene kommen wollen. Alles andere ist – Verzeihung – Kinderkram.
Also: Pack mal alle deine unausgesprochenen Erwartungen, Haltungen und Denkmuster auf den Tisch. Wenn nicht auf den gemeinsamen, dann zumindest erstmal auf den eigenen.
Und da fasse ich mich auch an meine eigene Nase: Warum sonst stolpere ich immer über die Aussagen eines Teilnehmers aus unserem Gartenprojekt und fühle mich jedes Mal persönlich angegriffen? Der ist ja auch doof und machtgeil, oder? Beim genaueren Betrachten ist es nicht so einfach: Wir haben ein Beziehungsproblem und vermutlich weiß er gar nichts davon. Da hat sich vor 1,5 Jahren etwas aufgebaut, was zwischen uns steht. Ich dachte, ich hätte es gelöst, aber scheinbar steckt der Stachel noch tief. Was mache ich? Gehe ich hin, spreche es an, trotz der Angst, mir eine Abfuhr zu holen? Das wäre eine Möglichkeit. Ich entscheide mich heute dafür, es einfach mal bei der Erkenntnis zu lassen, meine Verletzung anzuschauen und aufzuhören, ihn dafür verantwortlich zu machen. Denn die Urwunde darunter rührt wo ganz anders her. Unser Konflikt hat sie getriggert. Danke dafür! Denn dadurch kam sie an die Oberfläche und will bearbeitet und geheilt werden.
Niemand ist dafür verantwortlich, wie du dich fühlst. Du, und nur Du bist dafür verantwortlich, wie du dich fühlen willst, was du hörst, siehst, wahrnimmst, sagst, denkst und tust.
Steig aus aus dem Täter-Opfer-Spiel in der Kommunikation: Weil du, … deshalb konnte ich ja gar nicht anders…. Stop!
Fühle hin, nimm wahr und entscheide dann bewusst. Das ist Selbstverantwortung. So kommst du in deine wahre Größe!